Tyler Johnson: Ein Onkologe in Stanford beschreibt uns, wie sich sein Glaube entwickelt hat

 

Glaube ist nicht blind: Dies ist der Podcast Glaube ist nicht blind. Ich bin Bruce Hafen. Heute sind wir in Oakland, Kalifornien, mit Tyler Johnson. Vielen Dank, Tyler, dass Sie heute hierhergekommen sind.

 Tyler: Gerne.

Glaube ist nicht blind: Wo arbeiten Sie und was tun Sie?

 Tyler: Also, mein Tätigkeitsfeld umfasst verschiedene Bereiche. Als Arzt arbeite ich als Onkologe, das heißt, ich bin der Arzt, der krebskranke Menschen mit einer Chemotherapie versorgt. Und das beansprucht etwa die Hälfte meiner Zeit, und das tue ich beim Stanford Medical Center des Stanford Krebszentrums. Und die andere Hälfte meiner Zeit unterrichte ich dort Medizinstudenten, ich unterrichte sie in ihrem Praktikum in allgemeiner Medizin. Ich unterrichte auch Onkologie-Stipendiaten. Ich verbringe also viel Zeit mit Unterrichten.

Glaube ist nicht blind: Bei all Ihrer Erfahrung würden wir sehr gerne wissen, wie Sie dahin gekommen sind und was Sie gelernt haben, und worüber Sie auf diesem Weg gestolpert sind. Sie müssen sicherlich auf einige Fragen gestoßen sein, die Ihr Weltbild und Ihre Glaubensvorstellungen in Frage gestellt haben, doch haben Sie es geschafft, da durchzukommen. Sie sind gerade Bischof der Gemeinde Stanford. Fangen Sie ganz vom Anfang an. Wo sind Sie aufgewachsen und welche religiösen Erfahrungen haben Sie in Ihrer Familie gemacht?

Tyler: Gerne. Ich bin in Salt Lake City aufgewachsen. Etliche Generationen meiner Vorfahren auf beiden Seiten waren Mitglieder der Kirche. Mein Vater befasst sich als Hobby mit Kirchengeschichte. Ich wuchs also in einem Zuhause auf, wo wir buchstäblich Brigham Youngs Schemel im Keller stehen hatten und im Bücherregal meines Vaters John Taylors Gesangbuch aus dem Gebetskreis im Tempel neben etwa 2000 Büchern über Kirchengeschichte. Ich bin also mit so etwas aufgewachsen.

Glaube ist nicht blind: Wie hat sich das auf die Entwicklung Ihres eigenen Glaubens ausgewirkt?

Tyler: Wissen Sie, das Interessante dabei ist, dass es Auswirkungen in beide Richtungen hatte. Was ich damit meine ist, dass ich nicht zu dramatischen spirituellen Erfahrungen neige. Ich hatte einige, aber nicht viele. Die meisten meiner bedeutsamen Erfahrungen waren recht leise. Und erst im Rückblick gewinnen sie an Bedeutung.

Glaube ist nicht blind: Also ist die Bedeutung Ihrer Erfahrungen größer als deren Dramatik. Bitte erzählen Sie uns von einigen Ihrer frühen Erfahrungen, die dazu beigetragen haben, Ihren Glauben zu formen.

Tyler: Ich kann mich an diesen einen Abend erinnern, als ich etwa sechzehn Jahre alt war—oder an eine Kombination mehrerer vorhergehender Abende—wo ich meine damaligen Gefühle im Rückblick als Existenzangst bezeichnen möchte. Damals kannte ich solche Begriffe noch nicht, doch fühlte ich diese große undefinierbare Traurigkeit, etwa wie „Worum geht es hier wirklich? Warum gibt es mich? Was bedeutet meine Existenz?“ Es war auch eine Zeit, wo ich, wie viele andere Teenager auch, nicht viele wirkliche Freunde hatte. Ich hatte es nicht geschafft, in die Gruppen zu kommen, zu denen ich gerne gehört hätte. Ich denke auch, dass eine Zensur schlechter ausgefallen war, als ich erhofft hatte. Ich hatte für jeden dieser Punkte trübselige Nächte erlebt, doch war es diesmal anders. Es war eine tiefere, schmerzhafte Trauer, die ich nicht genau einordnen konnte. Also ging ich eines Abends weinend zu meinem Vater. Und ich sagte „Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Warum fühle ich mich so?“ Und mein Vater hatte so eine Art—meine Mutter übrigens auch (irgendwie wechselten sie sich ab)—in kritischen Momenten auf bedeutsame Art zu mir durchdringen zu können.

Und ich werde das nie vergessen. Er hörte mir zu, wirklich zu. Und dann dachte er einen Augenblick nach, nahm ein Gesangbuch aus dem Regal und schlug „O mein Vater“ auf und begann, mir das vorzulesen. Und er las einiges vor, dabei war auch die Zeile, wo es heißt: „ … doch zuweilen flüstert’s leise … Bist ein Fremdling auf der Erde“. ‚Und ich spürte, dass meine Heimat nicht hier war, sondern in einer höheren Sphäre‘ (wie es im englischen Text heißt, Anm.d.Übers.). Und das durchdrang mich wie ein Schwert. Das war die Antwort. Das heißt nicht, dass sie meine Angst zudeckte oder verdrängte oder kaschierte. Vielmehr war es, als ob man Wasser auf einen Zuckerwürfel gießt. Die Angst löste sich einfach auf. Und irgendwie wusste ich, dass das wahr ist. Ich war ja noch immer ein 16jähriger Junge und spielte eine Stunde später wahrscheinlich Videogames. Aber irgendwie war das sehr grundlegend und tief gehend. Es sprach mich an und ich wusste es. Und ich versuche, mit dem Begriff „wissen“ sehr vorsichtig umzugehen, denn es ist ein komplexes Wort, aber ich wusste es einfach.

Glaube ist nicht blind: Sie identifizierten sich also gewissermassen mit der Vorstellung—Eliza Snows Worte (im Englischen) sind eigentlich mehrdeutig—„ich war von weither gekommen … und bin ein Fremdling hier“. Ich fühle, dass ich an einem fremden Ort bin.

Tyler: Genau. Also eigentlich ist das keine wirklich tröstende Vorstellung. Es ist vielmehr eine melancholische Vorstellung.

Glaube ist nicht blind: Es klingt wie das Echo von einer Identität an einem andern Ort.

Tyler: Und das war so wichtig für mich. Es bestätigte meine Melancholie. Seine Botschaft war nicht „Mach dir keine Sorgen“ oder „Das ist nicht wirklich so.“ Vielmehr war die Botschaft „Es ist wirklich so.“

Glaube ist nicht blind: Ja. Es ist wirklich so und es ist bedeutsam. Danke, Tyler. Erzählen Sie weiter.

Tyler: Doch ist es bemerkenswert. Wie gesagt war mein Vater gewissermaßen ein Fan der Kirchengeschichte. Und ich denke, dass er auf vielerlei Weise eine Art Impfstoff hatte, bevor die meisten anderen ihn hatten. Und so wurde mir der Impfstoff schon in jungen Jahren verabreicht.

Glaube ist nicht blind: Einen Impfstoff wogegen?

Tyler: Na ja, es war ein Impfstoff, der mir half mit Komplexität umzugehen. So möchte ich das nennen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wie viele der Zuhörer und Zuschauer vielleicht wissen, hat Fawn Brodie vor vielen Jahren eine psychologische Biografie über Joseph Smith geschrieben, die No Man Knows My Historyheißt. Mein Vater hatte dieses Buch neben anderen Biografien über Joseph Smith in seinem Bücherregal—das war vor Rough Stone Rolling. Und direkt neben dem Buch hatte er eine kleine Broschüre, die Hugh Nibley geschrieben hatte No Ma’am, That’s Not My History, die Fawn Brodies Darstellung vonJoseph Smith deutlich widerlegen sollte. Eines Tages blätterte ich durch das Buch No Man Knows My Historyund es war viel dicker als die Broschüre. Die nahm ich und las sie durch und gab sie meinem Vater und sagte: „Das ist prima. Ich muss nicht einmal das BuchNo Man Knows My Historylesen, weil alles schon von Hugh Nibley in dieser Broschüre beantwortet ist.“

Natürlich wusste jeder, dass er der klügste Mensch in der Kirche war. Mein Vater hielt in seiner Arbeit inne, legte sie beiseite und sagte: „Weißt du, das ist nicht so einfach.“ Hugh Nibley ist tausendmal schlauer als ich. Mein Vater sagte mir dann: „Er ist ein brillanter Ägyptologe, ein brillanter Forscher für altertümliche Sprachen und vieles mehr, aber die Zeit nach dem amerikanischen Revolutionskrieg und die frühe amerikanische religiöse Geschichte hat er nicht wirklich professionell erforscht, und seine Entgegnung auf Fawn Brody war eigentlich oberflächlich und hat ihre wesentlichen Argumente nicht wirklich beantwortet.“ Und meiner Meinung nach kann man sogar behaupten, dass keiner das getan hat, bevor Richard Bushman seine Biographie schrieb.

Er machte also nicht einfach mit dem weiter, in das er sehr vertieft gewesen war, und hat mir nicht einfach entgegnet: „Du hast recht, Tyler. Da gibt es nichts weiter. Mach weiter. Hugh Nibley hatte recht.“ Das hätte sich, glaube ich, tief bei mir eingeprägt. Und ich hätte mir keine Gedanken mehr gemacht, in der Meinung, dass ich die Komplexität des Lebens von Joseph Smith gelöst hatte. Weil er das aber nicht tat, wurde mir schon im jugendlichen Alter bewusst, dass Joseph Smith—wie auch die meisten anderen Themenbereiche der Kirche—sehr kompliziert ist. Wissen Sie, Impfstoffe sind wirklichmerkwürdig. Die Idee beim Impfen ist ja, dass man jemandem ein klein wenig einer Krankheit injiziert, so dass das Immunsystem lernt, wie es sie erkennt und bekämpft. Und dann wird das Immunsystem stärker und baut ein Arsenal gegen die Krankheit auf. Wenn man dann irgendwann tatsächlich diese Krankheit bekommt, weiß das Immunsystem, wie es sie bekämpft. Ich hatte das Gefühl, so von meinem Vater vorbereitet worden zu sein. Als ich zum Beispiel Rough Stone Rollinggelesen habe, was voll wirklich komplizierter Informationen ist, hatte ich das Gefühl: „Ja, das ist kompliziert.“

Glaube ist nicht blind: Aber Sie konnten damit umgehen.

Tyler: Genau. Ich wusste, dass ich damit umgehen konnte.

Glaube ist nicht blind: Ihr Immunsystem war darauf vorbereitet. Ein sehr interessanter Vergleich. Lassen Sie uns über Ihre Ausbildung als Mediziner sprechen. Ich frage mich, wie das bei Konfrontationen im Medizinstudium war? Ich kenne die Voraussetzungen für die Stanford Medical School nicht. Welche sind denn dafür notwendig?

Tyler: In den meisten Fällen wahrscheinlich mehr, als ich habe. Ich glaube, dass ich da irgendwie reingeschlüpft bin. Ich studierte zunächst an der BYU mit einem Abschluss in Amerikanistik und das hat nichts mit Medizin zu tun. Aber es war mir wichtig, etwas Bildung in Geisteswissenschaften zu erlangen und Amerikanistik sprach mich an. Anschließend ging ich zum Medizinstudium an die Universität von Pennsylvania in Philadelphia, und da war es ganz anders als an der BYU. An der BYU gab es unter den Studenten mehrere Zehntausend Mitglieder der Kirche und an der Universität von Pennsylvania vielleicht 15 bis 20 von uns, die über alle Bereiche verstreut waren. An der Law School und der Business School gab es bei den Verheirateten wahrscheinlich noch einige mehr. Aber bei den jungen alleinstehenden Erwachsenen waren es wohl nur so wenige.

Eine meiner komplexesten Erfahrungen hatte ich wahrscheinlich in jüngeren Jahren. Ich meine, ich war etwa sieben, als wir Caroline, die Tante meines Vaters, besuchten. Ich war eindeutig zu jung, um zu verstehen, was vor sich ging, aber man sagte uns, sie liege im Sterben. Dennoch saß sie dort, obwohl sie am Sterben war; ihre Haare waren sorgfältig hochtoupiert. Und sie saß aufrecht im Bett und sah völlig ruhig aus. Ich weiß nicht, was mit ihr los war, doch sah es nicht nach Schmerzen aus. Und ich erinnere mich, dass sie so friedlich aussah, als ob sie kurz davor war, eine Reise nach Ogden anzutreten. Ich glaube, sie hätte damals keinen größeren Frieden mit der Welt und Gott und sich selbst haben können. Sie war einfach bereit, in das nächste Leben hinüberzugehen. Und ich erinnere mich an diese Erfahrung und es fühlte sich für mich so selbstverständlich an wie mein eigener Name, dass sie auferstehen würde. Wie konnte es anders sein? Es war überhaupt nicht so, als ob sie nach ihrem Tod aufhören würde zu existieren.

Und dann verbrachte ich beim Medizinstudium drei Monate damit, den Körper eines Verstorbenen ganz sorgfältig zu sezieren. Und ich meine, jede Arterie und jeden Nerv zu sezieren. Ich hielt das Herz dieser Person in meiner Hand. Ich wog ihre Leber in meinen Händen. Ich zerlegte das komplizierte Nervensystem des Armes. Ich schaute mir ihr Gehirn an. Ich schnitt die knöcherne Wirbelsäule auf, um das glänzende Rückenmark anzuschauen. Einerseits war es eine faszinierende und wunderschöne Erfahrung. Und das mag Ihnen merkwürdig vorkommen, aber glauben Sie es mir einfach. Aber es war auch kompliziert. Was bedeutet es, wenn Alma sagt, dass auch nicht ein Haar des Hauptes verlorengehen wird? Wir sezierten diesen Körper. Am Ende würde dieser Körper verstümmelt sein. Was bedeutet es also, dass wir zu unserer vollkommenen Gestalt wiederhergestellt werden? Bedeutet es, dass derselbe Körper und dieselben Atome, die diesen Körper bilden, wiederhergestellt werden?

Glaube ist nicht blind: Wie hat die Komplexität in Bezug auf den Körper und Ihre Ausbildung an ihm, die Sie so anschaulich beschrieben haben, Ihr religiöses Verständnis, Ihre Gefühle und Ihre Erkenntnis—Zeugnis ist dafür wohl ein zu schwaches Wort—beeinflusst? Haben Sie das einfach so akzeptiert oder hat es Ihnen mehr gebracht und Sie haben mehr erkannt? 

Tyler: Na ja, ich denke viel über Märchen nach. Jeder liebt Märchen. Wer liebt als junger Mensch nicht ein schönes Märchen? Und wir lieben sie, weil die Charaktere sorgfältig in gute und böse Wesen eingeteilt sind. Und jeder erhält seinen gerechten Lohn. Und bei den älteren Versionen der Märchen ist der gerechte Lohn ziemlich schaurig. Manchmal werden den Schlechten Körperteile abgehackt und selbst das stellt uns irgendwie grundsätzlich zufrieden, weil die Guten dann heiraten und im Schloss wohnen und die Schlechten am Ende bestraft werden. Und ich denke, dass ich in jungen Jahren das Evangelium mit einer märchenähnlichen Perspektive verstand, was einen in jungen Jahren zufrieden stellt.

Wenn man aber älter wird, wollen wir alle immer noch an unserer märchenähnlichen Perspektive des Evangeliums festhalten, denn ein Teil von uns hat das immer so geliebt. Deshalb geben Leute so viel Geld aus, um Star Warszu sehen. Und doch gibt es einen inneren Bereich in uns, der weiß, dass das so nicht stimmt. In dieser Hinsicht sind Märchen einfach nicht wahr. So funktioniert das Leben einfach nicht. Und das Evangelium—wenn es auf solch bedeutsame Art grundlegend, tief gehend sein soll, wie die Worte jenes Kirchenliedes es vor vielen Jahren für mich waren—muss in der Lage sein, mit einer viel tiefer gehenden Komplexität umzugehen und mit einer viel reichhaltigeren, bedeutsameren, komplizierteren Art und Weise, die Welt zu betrachten.

Glaube ist nicht blind: Wie hat das Evangelium das für Sie ermöglicht? Wie konnte es im Hinblick auf seine Reife und Tiefe—worüber Sie gerade gesprochen haben—mit der Komplexität, die Sie in Ihrem Studium und Ihrer Praxis erlebt haben, mithalten?

Tyler: Also, meiner Meinung nach ist der Schlüssel, dass das Evangelium nicht jederzeit mithält. Meines Erachtens ist Glaube die Bereitschaft, weiterhin gewissenhaft mein sehr unvollkommenes Allerbestes zu geben, um ein Jünger Christi zu sein, selbst in der Zeit, wo es eine Kluft zwischen meinem Verständnis und meiner Alltagserfahrung gibt. Aber manchmal ist es mit der Kluft genau andersherum. Manchmal ist mein Verständnis größer als meine Erfahrung, wie damals als Jugendlicher mit dem Kirchenlied. Die Eingebung, die mir Verständnis vermittelte, überstieg damals meine Fähigkeit, es auszudrücken. Es überstieg einfach meine Fähigkeit, es auszudrücken. Manchmal geschieht das so. Doch manchmal geht es auch in die entgegengesetzte Richtung und so eine Kluft ist sehr bedrückend. Wenn es den Anschein hat, dass meine Fähigkeit, mein Verständnis vom Evangelium auszudrücken, geringer ist als das, was ich gerade erlebe—und das kann manchmal lange anhalten. Das kann eine sehr schwierige und schmerzerfüllte Zeit sein. Doch ist es meine Erfahrung, wenn ich weiterhin mein Bestes versuche, wie Jesus zu sein, und mein Bestes versuche, meine Bündnisse einzuhalten, selbst in einer Zeit, wo ich mit einer Kluft leben muss, dann kommt letztendlich ein süßer Friede.

Glaube ist nicht blind: Ich möchte sicher sein, dass ich Sie verstehe. Wollen Sie damit sagen, dass Sie oft genug erlebt haben, dass diese Kluft sich schließt, sodass Ihr Glaube nicht einfach eine leere, verzweifelte Hoffnung ist, sondern das Ergebnis Ihrer Erfahrungen?

Tyler: Bedenken Sie, dass Moroni sagt, ein Zeugnis komme erst, nachdem unser Glaube geprüft ist. Eigentlich empfinde ich es intuitiv mehr so, wie Alma es beschreibt. Alma vergleicht, wie wir das Wort in unser Herz pflanzen damit, wie man einen Baum kultiviert. Also, nichts ist langweiliger und mühsamer und braucht mehr Glauben, als einen Baum zu pflanzen. Es ist die Vorstellung, dass man dieses kleine, winzige  Ding, das man zwischen zwei zusammengepressten Fingern verschwinden lassen kann—man kann es auch unter dem Daumen verstecken—dass man so etwas in die Erde stecken kann; und wenn Sie alles in der richtigen Kombination tun, werden Sie, die Natur, der Segen und die Erde im Laufe der nächsten 30 Jahre einen Baum hervorbringen. In Kalifornien haben wir diese Redwood Bäume; sie sind das älteste Lebende auf diesem Kontinent. Und alle kommen aus diesen kleinen Samen. 

Wir haben in unserer Gemeinde Mitglieder, die Zitronenbäume haben und so viel ernten, dass sie den Mitgliedern Körbe voll mit dieser Frucht bringen, nur um sie loszuwerden. Mir geht es darum, dass so etwas im wahrsten Sinne des Wortes eine glaubensvolle Arbeit ist. Und ich würde sagen, dass ich meinen eigenen Glauben auch so kultivieren muss. Das erfordert Vertrauen darauf, dass die Frucht kommen wird. Und, ja, ich habe die Frucht kommen und kommen und kommen und kommen sehen.

Glaube ist nicht blind: Es hört sich so an, wie Sie das mit der Kluft beschreiben und dem Glauben, der diese—aufgrund von Vertrauen—schließt, dass es genau das ist, was der Herr uns erfahren lassen möchte. Wir kommen wieder auf den Beginn dieses Interviews zurück, wo Sie von dem Liedtext „Bist ein Fremdling auf der Erde“ gesprochen haben. Man hat ein wenig Angst und das Gefühl, ich versteh das nicht, doch dann fühlt man etwas, was einem Vertrauen gibt, und dann beginnt man, es zu verstehen. Und dann sagt man: „Jetzt verstehe ich. Ich kann diesen Zyklus wiederholen, denn auf diese Weise wächst etwas.“

Tyler: Ja, und genau das beschreibt Alma—dass man Glauben hat. Er beschreibt großgeschriebenen GLAUBEN und kleingeschriebenen Glauben. Der großgeschriebene GLAUBE ist, dass ich eines Tages hier im Schatten stehen und Frucht essen werde—das ist der großgeschriebene GLAUBE. Und der kleingeschriebene Glaube ist, wenn ich regelmäßig gieße, werde ich einen Sprössling sehen.

Glaube ist nicht blind: Und wir müssen uns an beide Arten des Glaubens erinnern. Tyler, sehr schön ausgedrückt. Danke, dass Sie heute hier waren.

Tyler: Gern geschehen.